Orkenspalter TV ist der wohl mit Abstand größte und bekannteste Rollenspiel YouTube Kanal der aus der Szene kommt und seit Jahren Neuigkeiten, Rezensionen und vielfältige Inhalte bietet.
In zwei Videos, bietet das Team von Orkenspalter, respektive Mháire Stritter, eine Rezension und ihren Eindruck von dem V5 Grundregelwerk von dem V5 Ergänzungsband Camarilla.
In diesem Posts mag ich die beiden Videos vorstellen, und meine persönliche Einschätzung der in den Reviews angesprochenen Punkten anfügen. Was ein mittelgroßes (imho) Geständnis meinerseits beinhaltet.
Vampire 5 – Mark Rein Hagen is NOT a NAZI | Review + Interview [GER/ENG]
Zunächst finde ich die Wertung von 7/10 durchaus in Ordnung. Ich persönlich würde sie etwas höher setzen, kann aber verstehen weshalb es anderen anders geht. Zumal einige Kritikpunkt durchaus valide sind und für manche schwerer wiegen als für andere.
Es gibt allerdings ein paar Aspekte den ich widersprechen würde.
„Man braucht Erfahrung mit VtM oder die Ergänzungsbände um es zu spielen“
„Das Buch gibt einen nicht alles was man zum spielen braucht und man bekommt nur halbe Sachen“
Meines Erachtens braucht man keine Vorerfahrung um mit der V5 vom Fleck weg los zu spielen. Man kann sich als Anfänger das Buch greifen und gleich damit los legen ohne weiteres zu lesen. Die Loresheets, Hintergrundblätter welche Aspekte des Metaplot kurz vorstellen, geben einen hinreichend Informationen um alle möglichen Aspekte aus den tiefen des Settings einzubauen ohne sich mit irgendwelchen alten Büchern zu belasten.
Man hat die Option dies zu tun, es steht einen frei, aber muss es nicht.
Neue Spieler erhalten alle Clans, alle Erklärungen, Disziplinskräfte und dergleichen Informationen, welche sie brauchen um mit dem Spiel loszulegen. Natürlich können sie etablieren das ihre Nosferatu lieber die erst Stufen Verdunkelungskraft „Stille des Todes“ nehmen anstelle von „Im Schatten, mit Deckung unentdeckt bleiben“. Dann ist es halt so.
Man kann auch mit den Hintergrundblättern für Bahari, Theo Bell, Hardestadt und anderen Hintergründen diese in das Spiel einbringen und neben dem was auf dem Blatt steht selbst ausgestalten. Das hat dann mal mehr, mal weniger mit dem zu tun was früher einmal fest gezurrt war. Allerdings sehe ich in diesem Aspekt eher eine stärke als eine Schwäche. Das heißt, meines Erachtens gewinnt man mehr, wenn man mit der Gruppe ausmacht was die Trinität für die Charaktere darstellt und war, mit durchaus recht konkreten Ideen durch die Hintergründe des Loresheets, als wenn man jetzt irgendwelche alte Bücher aus den 90ern wälzt.
Die V5 ist dahingehend, meiner Meinung nach, ein wahrlich prächtiges Buch.
Es gibt einem genug Informationen das man nicht total in den Seilen hängt, erschlägt einen aber auch nicht mit „Willst du dir dazu nicht X (größer 3) Seiten 90er Jahre Fluff von subjektiven Erzählern geben?“ (Worauf meine Antwort idR zu „Äh, Nein?! Bleib mir weg damit?!“ neigt)
Woher ich das weiß, naja, ähm, hust, räusper … guckt weiter im Geständnis XD
„Vampire die Maskerade 5. Edition steht in der Nachfolge bzw. im Zusammenhang mit Vampire: Requiem“
Nein, tut sie nicht.
Vampire: The Requiem ist eine Spiellinie der „neuen Welt der Dunkelheit“, die man mittlerweile der Klarheit wegen in „Chronicles of Darkness“ umbenannt hat.
Es ist ein komplett eigenes Setting, mit einem gänzlich eigenen System. Requiem erhielt erst 2013 eine neue Edition und es erscheinen seit dem, wenn auch arg langsam, neue Ergänzungsbände dafür. All das während die weiteren Spiellinien der Chronicles of Darkness auf eine neue Edition gewuchtet werden.
Das heißt, Vampire: Requiem geht es gut oder zumindest okay und es hat nichts mit der 5. Edition von Vampire: Die Maskerade zu tun.
Weshalb könnte man den Eindruck gewinnen?
Es gibt in der 5. Editionen von Vampire: Die Maskerade ein paar mechanische Ideen, die deutlich von Requiem inspiriert sind.
Einerseits fallen die Touchstones darunter. Das heißt, Menschen die Ankerpunkte für den Vampir darstellen um den Kontakt zum Menschsein nicht zu verlieren. Diese gibt es auch in Requiem. Wenn auch leicht anders. Andererseits fallen die Compulsions darunter. Es erfordert nicht viel Kreativität um Gemeinsamkeiten zu Conditions zu sehen. Wenn auch leicht anders.
Das Regelsystem von Vampire: Requiem und das der 5. Edition von Vampire: Die Maskerade unterscheiden sich dennoch stark.
„Die Regeln sind komplexer geworden“
„Man muss dauernd das Regelbuch konsultieren“
Nein.
Die Regeln haben Komplexität verloren und man muss das Regelbuch nicht konsultieren.
Als Hintergrund für die Aussage, ich habe V20 Runden geleitet und als offizielle Supporterin für Neulinge und Interessierte angeboten. Man kann mich um 4 Uhr Morgens aus dem Schlaf reißen, und ich kann die Regeln für Initiative und Geschwindigkeit für V3 und V20 erklären.
Ich habe allein im Jahr 2019 um die 22 V5 Runden mit der V5 angeboten wie geleitet und auch als offizielle Supporterin für Neulinge und Interessierte eingeführt.
Die Regeln für die V5 sind meiner Meinung nach deutlich einheitlicher, stimmiger und meines Erachtens einfacher als die der Vorgänger Editionen.
Das heißt, man würfelt immer mit einen Würfel-Pool aus zwei Werten, gegen eine Schwierigkeit und jeder Würfel 6 und höher ist ein Erfolg. Man ersetzt so viele Würfel im Pool mit Hungerwürfeln wie man hungrig ist.
Jedes 10er Pasch ist jeweils ein „kritischer Erfolg“ (Ja,… und…) und verdoppelt sich.
Hat man einen „kritischen Erfolg“ mit einem Hungerwürfel, ist es ein „dreckiger kritischer Erfolg“ (Ja, … und … aber …) und hat man einen Fehlschlag mit einer 1 auf den Hungerwürfel ist es ein bestialischer Fehlschlag (Nein, … und …)
Das war es. Die vier Resonanzen für Blut kann man sich einfach merken (faul, geil, melancholisch, aggro) und die Tabellen kann man nutzen, muss man aber nicht.
Die größte Anpassung, und massive Regelreduktion, bietet die V5 in Bezug auf das Kämpfen. Beide Parteien sagen was sie machen wollen, würfeln, und wer mehr Erfolge hat macht Schaden bzw. hat Erfolg.
Im Vergleich dazu hat die V20 und Vorgänger Editionen: Initative auswürfeln, Handlung langsamster nach schnellster ansagen inkl. Geschwindigkeitsaktionen, Handlungen schnellster nach langsamster abarbeiten. Mehrfachhandlungen und Zusatzsaktionen basierend auf Geschwindigkeit kommen nach den Handlungen. Jede Handlung beeinhaltet potentiell: Angriff, Ausweichen, Schaden, Absorbierung.
Das funktioniert und ist dynamischer als andere Systeme.
Ist jetzt aber nur bedingt so richtig cinematisch, narrativ oder dynamisch.
Nach soviel Gemopper deinerseits, stimmst du Orkenspalter TV auch bei was zu?
Ja. Bei der Kritik am Layout.
Die verschiedenen Illustrationen finde ich gut, es sind keine Ausfälle dabei.
Was jedoch das Layout betrifft, dass ist schon eher gewöhnungsbedürftig.
Wobei ich weniger Probleme mit dem dreispaltigen Seiten habe, und mehr mit Ideen wie der Wechsel von Weiß auf Schwarz zu Schwarz auf Weiß mitten in den Erklärungen der Kampf-Regel. Ebenso Seiten auf denen zwei verschiedene Texte laufen – ein Text in einer Spalte, der andere in zwei anderen Spalten – über mehr als eine Seite.
Reviews: V5 Camarilla und Han Solo-Comic: Kadett des Imperiums | Late Nerd Show
Der Ergänzungsband Camarilla kommt bei Orkenspalter TV mit einer Wertung von 7,5 von 10 Punkten besser weg als das Grundregelwerk.
Was mich ein wenig erstaunt, ist der Camarilla Band zur V5, doch der Band welcher bei der ersten Veröffentlichung die meisten Herausforderungen bot, und hinsichtlich mehr als nur dem Chechnya Kapitel überarbeitet wurde.
Da ich den Band nicht vollständig las, nur dieses und jenes Kapitel, die Clan-Beschreibung zu BanuHaqim, die vorgestellte neue Mechanik und etwas zu den anderen Clans, kann ich im Gegensatz zum Grundregelwerk keine umfassende Betrachtung der Review bieten.
Das Layout, bietet – wie von Mháire ausgeführt – weiterhin die Herausforderung teilweise dreispaltig zu sein. Dafür gibt es, nach meinen darüber sehen, keine krassen Farbwechsel in Kapiteln oder Spielereien wie unterschiedlich laufende Texte.
Die beanstande Illustration finde ich persönlich nicht bemerkenswert. Die Aufnahme kann man mit etwas „Location Scouting“ durchaus auch in Deutschland hinkriegen, und die Illustration ist meines Erachtens nicht geschmacksloser als was man in anderen Rollenspielen zum Thema Kriegszonen oder (Post-)Apokalypsen findet.
Der Fluff-Anteil, wird von Mháire durchaus gelobt. Immerhin bietet er mehr Einsichten in die Camarilla. Sie kritisiert hierbei, dass das Buch zum überwiegenden Großteil Fluff ist. Wenn man die Clans-Beschreibung „Banu Haqim“ (Assamiten), Loresheets und die vorgestellte Mechanik nimmt und vielleicht noch die Clansbetrachtungen aus Camarilla Perspektive zu zählt, kommt man immernoch auf einen Fluff-Anteil von Setting Beschreibungen durch unzuverlässige Erzähler von 90%.
Hierbei stimme ich nicht nur Mháire zu das es zu hoch ist, ich finde es ist viel zu viel!
Wenn ich einen Fluff-Band will, gucke ich in Beckett’s Jyhad Diary rein oder ich lese einen Roman. Die 30 Seiten im Grundregelwerk waren hart an meiner Grenze. Der Camarilla-Band schlägt da nicht nur drüber, er ertränkt einen quasi in Fluff. Pfui!
Bei der Zugänglichkeit und Einsteigerfreundlichkeit, habe ich wiederum eine grundlegend andere Ansicht als Mháire. Wie schon im Fall des Grundregelwerks, kritisiert sie das die Loresheets verschiedene Aspekte nur grob umreissen, anstelle aus den vollen des Metaplot zu schöpfen. So erhält man ein Loresheet zu dem Cult Mithras, jedoch nur die nötigsten Informationen wer Mithras ist und was der Kult macht. Sie argumentiert, nach meinen Verständnis, dass die Freiheit kreativ zu werden, bei neuen Rollenspielen ganz cool wäre, aber das Vampire ja Metaplot habe.
Man kann, bei entsprechenden Enthusiasmus, in mindestens 16 Ergänzungsbänden nachlesen wer Mithras ist und was er so gemacht hat, vom Mittelalter bis in die 90er. Der Kerl, man könnte auch sagen die Metuselah Mary Sue, füllt locker ein eigenes Buch.
Ich persönlich, habe da lieber ein Loresheet mit der Option mir eigene Gedanken zu machen, und mir vom Metaplot anzutun was mir sinnhaft erscheint. Es lädt mich ein kreativ zu werden, es gibt mir Raum. Nun, und weitere Informationen, wenn ich sie unbedingt haben mag, gibt es in Fall of London und Cults of the Blood Gods.
Ich hätte es, tatsächlich weniger gut gefunden, wenn die V5 in Bezug auf Mithras einen den Hintergrund so vorlatzt, wie es die Jubiläumsausgaben in Bezug auf andere Aspekte machen. Dort habe ich den Eindruck der Freiheit, und Zugänglichkeit für Neue, nicht wirklich.
Jetzt kann man sagen: „WODnews,… Jenny … du bist ein Fan der Welt der Dunkelheit, von Vampire: Die Maskerade. Du weißt halt das alles, so zu Mithras, der Trinität, den Bahari und haste nicht gesehen was alles in den Loresheets etc. angedeutet wird. Du kennst die Hintergründe im Detail!“ … ähm, ja,… und damit kommen wir zu…
Mein Geständnis
„Orkenspalter bespricht V5 Grundregelwerk und Camarilla Buch + Mein Geständnis!“ weiterlesen



