Nachdem ich vor längeren NOS4A2 vorgestellt hatte, möchte ich mich diesen Beitrag der neuen Netflix Serie V Wars (Wikipedia) widmen.
Die Welle der Vampir Serien fiel bisher gemäßigt aus. Das heißt, es gibt A Discovery of Witches, Castlevania, Dracula, NOS4A2 und What We Do In The Shadows sowie Legacies und Immortals. Die letzten beiden separat genannt, da ich sie nicht sehen werde (Legacies) respektive erstmal nicht sehen werde (Immortals).
Die Vampire Chronicles liegen vorerst wieder auf Eis nachdem erst der Showrunner absprang und dann Hulu die Rechte verfallen lies. Die Lost Boys Serie, der Reboot von Buffy und der Morbius Film lassen auf sich warten.
Von V Wars wiederum wurde ich, wie bereits von NOS4A2 überrascht. Tatsächlich erfuhr ich erst durch den Hinweis von Matthew Dawkins auf die Serie. Ich habe mir die erste Folge angesehen, und die restlichen zehn Teile innerhalb von drei Tagen zügig durchgeschaut.
Dieser Beitrag bietet eine Mischung aus einer Beschreibung, meinen Eindruck und meinen Mutmaßungen wie sehr es zur WoD passt und in wie weit es potential für Rollenspiel bietet.

Mein Vorwissen
Nach der Empfehlung habe ich mich entschieden der Serie ohne weitere Recherche eine Chance zu geben. Ich entschied mich erst nach dem Konsum der ersten Staffel, mit der Grundlage der Serie, und entdeckte das sie auf dem Werk von Jonathan Maberry basiert.
Es gibt als Grundlage eine V Wars Comic-Reihe, die bei IDW erscheint, sowie verschiedene Anthologie Bänden mit Romanen die in der Welt von V Wars angesiedelt sind. Wer darüber hinaus die Welt erkunden mag, kann das V Wars Brettspiel spielen.
Was ich mir durchaus zuvor ansah, war der Trailer der Serie:
V Wars | Official Trailer | Netflix (Auf Netflix gibt es den Trailer auch auf Deutsch)
Wo läuft es?
Die original Ausstrahlung erfolgt auf den amerikanischen Streaming Anbieter Netflix.
Die original Sprache ist englisch und die Serie wurde „am Stück“ veröffentlicht. Alle Folgen sind auch auf Deutsch erschienen und verfügbar.
Die Folgen sind jeweils um die 45 Minuten lang.
Was passiert?
Die Serie eröffnet mit einem Wissenschaftler der in eisiger Landschaft Selbstmord begeht und schneidet dann zu dem CDC Doktor Luther Swann (Ian Somerhalder), der anderenorts einen Vortrag über die Gefahren der Klimaerwärmung spricht. Er hebt hierbei hervor, dass die Möglichkeit besteht das im Eis eingeschlossene Krankheitserreger freigesetzt werden.
Nachdem die Kommunikations seitens der Anfangs gezeigten Station ausbleibt, werden Dr. Luther Swann sowie sein bester Freund und Bruder Michael Fayne (Adrian Holmes) entsandt um nachzusehen was geschehen ist. Schnell entdecken sie, dass ein Patogen freigesetzt wurde, sie vermutlich infiziert sind und zwecks einer Diagnose in Quarantäne müsse.
In der Quarantäne Station entwickeln beide Anzeichen einer mehr oder weniger starken Grippe, welche jedoch nach einiger Zeit zu Ende gehen. Nach weiterern Beobachtung und Untersuchungen können keine Krankheitsanzeichen festgestellt werden, und sie werden in die Freiheit entlassen.
Dort merkt Michael Fayne schnell das etwas nicht mit ihm stimmt. Seine Sinne schärfen sich zeitweise massiv, er hat Erinnerungslücken und wacht letztlich mit einer blutig zerrissenen Bekanntschaft im Zimmer auf.
Er kontaktiert seinen besten Freund um den offensichtlichen Mord zu vertuschen. Allerdings kommt es zügig zur Eskalation mit der Polizei, der Erkenntnis das es Mordserien gibt bei denen die Opfer blutleer sind, und der Feststellung das Michael Fayn nicht nur der Patient Zero ist, sondern effektiv ein Vampir.
Die Serie beschäftigt sich damit, wie sich der „Vampirismus“ verbreitet, geht auf die Hintergründe dessen ein, und stellt sowohl die von der Krankheit betroffenen Charaktere als auch jene die Mensch bleiben vor Herausforderungen.
Während das ganze an der Schwelle dazu steht zu einem Krieg zwischen Menschen und Vampiren zu eskalieren.

Dr Luther Swann und Michael Fayne in der Mitte
Mein Eindruck
Die Serie wurde von Freunden mit The Strain verglichen, und der Vergleich ist nicht ganz von der Hand zu weisen.
Ähnlich wie in The Strain versucht der Hauptcharakter das Problem des um sich greifenden Vampirismus wissenschaftlich zu ergründen. Wobei es mit seinem Sohn einen jungen Nebencharacter gibt und die Beziehung zu seiner Frau belastet ist.
Im Gegensatz zu The Strain, bietet das Setting von V Wars eine tatsächliche, wissenschaftliche Erklärung für den Vampirismus. Eine die, wenn man vielleicht ein paar Augen zudrückt, tatsächlich nachvollziehbar ist.
Spoiler Text, zum lesen markieren:
Es handelt sich bei dem Vampirismus um ein über Luft übertragenen Virus.
Dieser aktiviert bei Menschen, welche ein entsprechendes Gen haben, eine Umgestaltung des Körpers. Die führt dazu das sich Personen erfahren das sich ihre Sinne schärfen, sie schneller und kräftiger werden sowie eine Selbstheilung entwickeln. Daneben erhalten sie Vampirgesichter bzw. -zähne welche sie ein- und ausfahren können.
Ein Teil der Vampire zerfleischt seine Opfer um an ihr Blut zu kommen.
Eine Variation der Vampire hat Zähne – klassische Vampirzähne – welche die Opfer benommen und abhängig machen.
Ein weiterer Aspekt, welcher mir bei der Serie gefallen hat, ist das die Behörden und Personen glaubwürdig agieren. Nachdem mehrere blutleere Leichen auftauchen, schaltet sich Homeland Security ein um dem offensichtlichen Problem nachzugehen.
Es eskaliert natürlich und es gibt unterschiedliche Akteure mit glaubhaften Motiven für die Verhinderung eines Kriegs oder einem erzwingen eines Kriegs. Es gibt Personen die ggf. eingeschränkt klug halten, wie Journalisten welche möglichst alle Informationen weiter tragen. Allerdings verhalten sie sich normal.
Mir gefiel das ein aktiver Doktor des CDC kein Alkoholiker ist und sich weitestgehend auf die Arbeit konzentriert ohne Anzeichen zum Action-Helden zu entwickeln. Die Figur des Sohn war war ein angenehm glaubhaftes Kind. Gerade wenn ich es mit der satanischen, massenmordenden Saubratze aus The Strain vergleiche.
Die Vampire haben einen interessanten und spannenden Hintergrund. Dazu kommt das sie durchaus interessante, ebenso nachvollziehbare Charakterzüge haben.
Allgemein würde ich der Serie 7 von 10 Punkten geben.
Ich sehe durchaus potential wo man noch besser sein könnte und der ein oder andere Aspekt kam mir überhastet vor. Bei dem Vampir-Gesicht von Michael musste ich im ersten Moment ein Lachen unterdrücken – es schaut billig und unpassend aus.
Dennoch freue ich mich auf die Weiterentwicklung des Setting.
Wobei mich die Entwicklung von Dr. Luther Swann eher besorgt.
V Wars und die World of Darkness
Die Serie spielt im Kontext auf die World of Darkness wesentlich deutlicher im Vampire Setting. Das heißt, man hat vergleichsweise klassische, bluttrinkende Vampire mit übernatürlichen Fähigkeiten.
In Bezug auf die menschlichen Charaktere, kann man die Bände Hunters Hunted sowie Hunters Hunted II heranziehen. Wobei die menschlichen Figuren in dem Setting ohne übernatürliche Kräfte auskommen müssen.
Sobald der Band „Second Inquisition“ für die V5 erscheint, sollten sich menschliche Charaktere gut von Luther Swann und anderen Figuren inspirieren lassen. Allgemein zeigt die Serie meines Erachtens gut auf, wie Menschen bzw. Jäger – sowohl organisierte als auch Lynch-Mobs – effektiv sein können.
Wenn man die menschliche Seite mit einem übernatürlichen Splat abbilden mag, bietet sich wohl Magus: Die Erleuchtung an und in Bezug auf das Setting die Technokraten.
V Wars und Vampire: Die Maskerade
Es gibt zwischen dem Setting von V Wars und Vampire: Die Maskerade verschiedene Unterschiede, welche bei der Integration durchaus relevant sind:
Die Maskerade
Da in V Wars die Existenz von Vampiren ähnlich wie eine Grippe unvorbereitet über Menschen hereinbricht, gibt es keine Maskerade. Die Existenz von Vampiren wurde durch Massen an blutleeren Menschen effektiv belegt und fast alle wissen es.
Ein interessanter Aspekt:
Die Serie erwähnt das es Vampire gibt, welche versuchen nicht mordend zurecht zu kommen. Die Unterstützung durch Familie, Leichenbestatter, Blutkonserven und ähnliche Mittel haben. Fortgesetzt herum zu morden ist eine Entscheidung. Die teilweise bewusst getroffen wird.
Sehen sich die Vampire als neue Menschen bzw. Nicht-Menschen oder versuchen sich zu integrieren?
Die Wandlung
Vampire in V Wars entstehen durch Ansteckung und das vorhanden sein des „richtigen“ oder „falschen“ Gen. Es gibt keine Erzeuger und damit keine biologische Abstammung und nicht unbedingt einen Lehrer in der Nähe. Man übersteht eine Grippe, und *zack* Vampirdasein.
Dafür machen alle normale Vampire wohl eine handvoll Hungerrasereien durch, welche sie wohl erst nach dem dritten oder fünften Raserei beherrscht werden kann.
Das heißt, regelseitig würde ich es dergestalt handhaben, dass neue Vampire für die ersten paar Begegnungen mit potentiellen Opfern einen Hunger von 5 haben.
Man könnte nach jedem Opfer, den Hunger um eins senken.
Die Fertigkeiten
Sehr stark geschärfte Sinne, worunter zumindest Sicht und Gehör zählt. Erfahrene Vampire können verschiedene Störquellen ausblenden.
Die körperliche Kraft nimmt stark zu.
Die Geschwindigkeit der Personen nimmt stark zu.
Es gibt eine Selbstheilung.
Die Personen können Blut trinken und verdauen. Etwas was man als normaler Mensch so nicht kann.
Die Kräfte funktionieren nicht, wenn der oder die Vampir kein oder nicht genügend Blut hat. Jenseits dessen scheinen Vampire „normale“ Menschen zu sein.
Der Biss
Die meisten der Vampire haben ein riesiges Gebiss, dessen Biss sich wohl anfühlt als wenn man von einem Tier gebissen wird. Es tut scheiße weh und der Mensch überlebt es wahrscheinlich nicht.
Es gibt eine Unterart von Vampiren, welche ihre Opfer nicht töten sondern betäuben respektive mit einer natürlichen Droge abfüllen. Diese scheinen jedoch weniger stark zu sein.
Die Nahrung
Menschenblut, Blutkonserven und Kunstblut.
Vergiftungen sind möglich.
Eine Ernährung über Tiere ist nicht möglich.
Das Erkennungsmerkmal
Offensichtlich sind Vampire, aufgrund ihrer Verdauung, wärmer als normale Menschen.
Aspekte die vage geblieben sind oder Spoiler
Es gibt ein paar Dinge, welche teilweise bewusst, teilweise imho weniger bewusst vage erscheinen. Da es Handlungsaspekte vorweg nimmt, als Spoiler.
Erster Spoiler
Michael geht mit einer Begleitung auf eine Party um die Tochter des Präsidenten, die das rechte Gen hat, zu infizieren. Hierbei tanzt er mit ihr und schaut ihr tief in die Augen.
Ist es möglich es gezielt zu übertragen?
Bis dato schien es auszureichen wenn er am Club vorbei geht oder drinnen ist.
Zweiter Spoiler
Michael geht mit einer Begleitung auf eine Party um die Tochter des Präsidenten, die das rechte Gen hat, zu infizieren. Hierbei muss er sowie seine Begleitung durch eine „Augen-Kontrolle“ durch. Bis dahin wurde nichts von unterschiedlichen Augen bei Vampiren erwähnt.
Ebenso vermag er es zu kaschieren. Was auch interessant ist.
Dritter Spoiler
Gegen Ende der Serie moppert Michael rum das ihn seine Kräfte verlassen. Ist der Vampirismus ähnlich wie eine Grippe nur eine temporäre Sachen? Verlassen einen eventuell die Superkräfte und nur die Blutverdauung bleibt?
Vierter Spoiler
Einer der Strippenzieher infiziert sich mit dem Vampir-Zeug obwohl ihn das Gen fehlt. Es wird wohl erfolgreich sein. Was interessante Möglichkeiten zur Kriegsführung und für Reiche bedeutet.
Mein (Rollenspiel) Fazit
Meines Erachtens bietet die Serie ein spannendes Vampir Setting, dass ich auch gerne mal so erkunden würde.
Wenn man es auf das Maskerade Setting reduziert, würde wohl die eine Hälfte der Vampire den Giovanni-Nachteil bekommen und die andere den Toreador-Nachteil.
Die Vampire verhalten sich soweit nahezu alle wie Brujah.
Den Aspekt das man keinen Erzeuger hat würde ich beibehalten.
Als Disziplinen gibt es Auspex (minus Auraprojektion), Stärke, Geschwindigkeit und Seelenstärke.
Bei weiteren Aspekten, wie dem aktiv sein zum Tag, den Jägern bzw. der zweiten Inquisition, Beuteeinschränkung auf Menschen, dem oder einem Moral-System muss man mit der Gruppe verhandeln.
Die Serie wird auf jedenfall von mir weiterverfolgt.