LGBT WoD Symbole – Antworten und Hintergründe

In den letzten paar Wochen hatte ich Artikel veröffentlicht, bei denen ich einen Großteil der bestehenden Symbole für Vampire, Werwolf und Magus mit der Regenbogenflagge hinterlegte, manche mit anderen Flaggen des LGBTQIA+ Spektrum, und der Allgemeinheit anbiete.

Dies führte zu erstaunlich vielen Rückfragen und Kommentaren sowie der ein oder anderen „emotionalen“ Reaktion. Wovon ich komplett überrascht wurde. Schließlich haben Beiträge die ich für gewagter hielt, wenig bis kaum Diskussionen ergeben.
Da mir das Thema durchaus wichtig ist, mag ich in diesem Beitrag näher auf verschiedene Punkte eingehen.

Zunächst, einmal die drei Beiträge die es betrifft:

LGBT-Symbole für Vampire: Die Maskerade

WoD Hreader Pride Banner (7 V5 Clans)

LGBT-Symbole für Werwolf: Die Apokalypse

LGBT-Regenbogenflaggen Banner für Werwolf: Die Apokalypse

LGBT-Symbole für Magus: Die Erleuchtung

LGBT-Regenbogenflaggen Banner für Magus: Die Erleuchtung

Inhaltsverzeichnis

Allgemein

  • Was kann (oder soll) man mit den Symbolen machen?
    • Man kann sich an ihrer Ästhetik erfreuen
    • Man kann sie als Avatar auf Social Media Plattformen verwenden
    • Man kann sie in Aufkleber verwandeln und sich anheften
    • Man kann sie als Anregung für Charakter Konzepte nutzen
    • Man kann sie für bestehende Charakter Konzepte nutzen
    • Repräsentationen, Inklusion von Spieler*innen
    • Feststellung ein Ally (Unterstützer*in) für Spieler*innen sein zu wollen
  • Wieso habe ich diese Symbole gemacht?
    • Weil ich wurde durch Shelby Tzimiske inspiriert wurde
    • Weil es entspannend ist und ich Fans was bieten mag
    • Weil ich den Gay Pride Monat wichtig finde
  • Wieso ich den Pride Monat wichtig finde
    • Wir haben aber doch schon July?

Welt der Dunkelheit, White Wolf, Onyx Path & Co

  • Stellt dies nicht offizielles Marketing dar?
  • Stimmt Inklusion & Diversität mit den Werten der Macher über ein?
    • Wie sicher bin ich mir, dass es übereinstimmt?
  • Wie sieht es mit den Settings, mit der eigentlichen Welt der Dunkelheit, aus?
  • Das Setting bei Vampire: Die Maskerade
    • Stehen Elemente, wie die Giovanni, nicht LGBTQIA+ entgegen?
    • Meine Vampire haben keinen Sex und keine Geschlechtsidentität!
    • Meine Vampire sind (reine) Monster!
    • Ich möchte in meinem Vampire: Die Maskerade Spiel …

Aber… ich hab da dennoch mal Fragen…

Allgemein

Was kann (oder soll) man mit den Symbolen machen?

Eine, wie ich finde, harmlose und normale Frage die aufkam war, was man mit den Symbolen denn jetzt machen kann oder soll.

Wenn ich sage „Was immer du möchtest“ wäre das durchaus richtig, aber wenig hilfreich. Daher hier einige Ideen, was man mit den LGBT-Symbolen anfangen kann:

  • Man kann sich an ihrer Ästhetik erfreuen
    Ich werde noch näher darauf eingehen, ein großer Motivator für mich mit der Gestaltung anzufangen, war das ich Symbole sah und dachte: „Die schauen aber cool aus, wäre schön wenn meine Symbole ebenso bearbeitet würden.“
    Ich mein klar, sie sind recht flach und man muss die Regenbogenflagge – oder die anderen Flaggen – schon mögen, wenn man mit beiden klar kommt, ist ein kleines Fest für das Auge.
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  • Man kann sie als Avatar auf Social Media Plattformen verwenden
    Ich habe bereits mehr als eins der Symbole als Personen-Avatar auf Facebook gesehen. Ich selbst würde eher die Regenbogen-Variante des Giovanni Symbol nehmen, als die Schwarz/Weiße.
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  • Man kann sie in Aufkleber verwandeln und sich anheften
    Es gibt eine sehr coole Anleitung von Eric Nowak wie man aus Graphiken Sticker bastelt, und ich bin versucht dies mit meinen Lieblingssymbolen auszuprobieren:
    Erick Nowack – Sticker Tutorial
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  • Man kann sie als Anregung für Charakter Konzepte nutzen
    Es gab mehrere Rückmeldungen, von Fans die meinten: „Interessant, jetzt wo ich dies so sehe, denke ich darüber nach einen Charakter zu machen, der zu dem was die Flagge repräsentiert passt“
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  • Man kann sie für bestehende Charakter Konzepte nutzen
    Es gibt viele Spieler*innen, zumindest meiner Erfahrung nach, die sich durchaus bewusst Gedanken dahingehend machen, welche Geschlechtsidentität oder Sexualität ihre Figur haben. Mit den Symbolen, können sie es auch visuell darstellen.
    Ebenso kann man als Erzähler*in mit den Symbolen wahlweise Farbe auf den Bogen bringen oder sich vielleicht die NSC-Hintergründe dahingehend zugänglicher macht, in dem man sie markiert.

Das wären so die ich sag mal „handwerklichen“ Einsätze die mir zu den Symbolen einfallen. Daneben gibt es durchaus zwei, meiner Meinung nach wichtige, persönliche Gründe:

  1. Repräsentationen, Inklusion von Spieler*innen
    Für Spieler die nicht heteronormativ sind oder sich nicht cisgendered Personen rechnen kann es als Zeichen gesehen werden, dass man weiß das es sie gibt, das man sie akzeptiert und dabei haben will. Sie können die Symbole nutzen um zu sagen „Hey, ich mag Vampire/Werwolf/Magus, ich mag diese oder jene Gruppierung, und ich mag sichtbar sein.“
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    Es ist nicht so das es ein „muss“ wäre oder auch nur ein „sollte“, sondern einfach das es für manchen Personen eine nette Sache ist, etwas womit sie sich wohl fühlen.
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  2. Feststellung ein Ally (Unterstützer*in) für Spieler*innen sein zu wollen
    Für Spieler die ihre Unterstützung gegenüber nicht heteronormativen oder nicht cisgendered Spieler*innen zum Ausdruck bringen wollen können die Symbole nutzen um zu sagen „Hey, ich mag Vampire/Werwolf/Magus, ich mag diese oder jene Gruppierung, und akzeptiere Spieler*innen die LGBTQIA+ sind.“
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    Es ist nicht so das es ein „muss“ wäre oder auch nur ein „sollte“, sondern einfach das es für manchen Personen eine Sache ist, mit der sie sich ausdrücken können.

Das man jetzt die Symbole mit bspw. der Regenbogenflagge benutzt heißt natürlich nicht, dass die Unterstützung von Personen, die Arbeit hin zur größeren Akzeptanz, die Arbeit daran das Diskriminierung abnimmt und die Integrierung damit getan ist. Es kann nur ein kleiner Teil davon sein, es kann, es muss nicht. Niemand ist ein schlechter Mensch nur weil er die Flagge nicht so hübsch findet oder das ganze für kitschig hält.

Es wurde hierbei als Kritikpunkt angebracht, dass die eigene Geschlechtsidentität oder Sexualität keinen etwas angeht.
Ich persönlich argumentiere hierbei, dass Betrachter nichts über die Geschlechtsidentität oder die Sexualität der Person erfahren, sondern allenfalls abstrahieren können, dass der Person Akzeptanz wichtig sein könnte. Ich habe weit über einhundert Symbole gebastelt, und ich wäre ehrlich überrascht wenn man daraus diese Aspekte meines Lebens erraten könnte.

Wieso habe ich diese Symbole gemacht?

Ich habe in dem Beitrag zwei Punkte benannt, die ich natürlich auch detaillierter erklären mag respektive kann.

  • Weil ich wurde durch Shelby Tzimiske inspiriert wurde
    Shelby hat in einer der Vampire Gruppen auf Facebook einige V5 Symbole sowie einige normale mit der Regenbogenflagge versehen und angeboten weitere auf Wunsch zu machen.
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    Ich fand den Beitrag, war begeistert, musste aber feststellen das „meine“ Giovanni kein Symbol hatten. Jetzt war der Beitrag, zu dem Zeitpunkt wo ich ihn sah, schon knapp einen Tag oder so alt und hatte viele Anfragen. Weshalb ich mich nicht so recht traute zu fragen.
    Dementsprechend beschloss ich zu lernen wie ich ein Giovanni-Symbol mit Regenbogenflagge hinbekommen kann.
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    Das Problem: Mein ganzes Graphik-Wissen beschränkte sich auf Paint.
    Windows Paint kann viel, respektive nutze ich es häufig um Bilder zurecht zuschneiden oder Schauspielern Fänge anzumalen, es kann aber keine Transparenzen.
    Einige Stunden später, und um die Installation einiger Grafik-Programme, von denen Paint.net blieb, reicher. Hatte ich den Trick raus.
  • Weil es entspannend ist und ich Fans was bieten mag
    Mit dem Giovanni-Symbol hatte ich als bald den Trick raus und hatte im nu „meine“ V5 Symbole auch alle eingefärbt. Weil ich die V5 mag.
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    Ich teilte diese und die Rückmeldungen waren sehr positiv. Lediglich eine Stimme merkte an, dass die Umstellung auf die neuen Symbole noch etwas gewöhnungsbedürftig ist.
    Ich überlegte etwas, und beschloss kurzer Hand auch die 13 normalen Clans zu machen, und wo ich gerade dabei war, auch die allgemeinen Symbole. Nachdem ich es verteilte gab es weitere positive Rückmeldungen.
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    Nun überlegte ich das es zwar total cool für Vampire-Fans ist, aber die anderen Fans in die Röhre guckten. Mal wieder. Ist nicht schön wenn immer nur Vampire Fans was kriegen.
    Also setzte ich mich an Magus, weil jemand in der Magus Gruppe den Cult of Ectasy mit einer Pan-Pride wollte, und meine sehr glücklich angenommen wurde.
    Damit stand die Idee für die Artikelserie, wobei Werwolf nicht fehlen durfte.
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    Also guckte ich einige TV-Serien und bastelte nebenher die Symbole.
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  • Weil ich den Gay Pride Monat wichtig finde
    Shelby hatte ihre Symbole im Rahmen des aktuellen Gay Pride angefertigt, und ich tat es ihr gleich. 

Wieso ich den Pride Monat wichtig finde

Ich persönlich bin dafür das Lesbische (L), Homosexuelle (G), Bisexuelle (B), Trans* (T), Queere (Q), Intersexuelle (I), Asexuelle (A) sowie alle Menschen jenseits von „cis Hetero“ (+) gesellschaftliche wie politische Akzeptanz, Gleichbehandlung, Anerkennung finden.

Der Gay Pride Monat ist eine Konsequenz aus dem Aufstand bzw. den Unruhen, nachdem die New Yorker Polizei auf Besucher des Stonewall Inn, Trans* Personen, Homosexuelle unter anderen People of Color, gewalttätig übergriffig wurde. Es kam zuvor bereits öfter zu gewalttätigen Übergriffen der Polizei, allerdings war in der Nacht vom 27. auf 28.Juni 1969 das Maß erreicht, bei dem man sich erhob.

Es wird als Wendepunkt des Kampfs der Lesben- und Schwulenbewegung um Gleichbehandlung und Anerkennung gesehen, woran der Pride Monat sowie die damit einhergehenden Pride Paraden erinnern.

Es sind keine reine Party-Paraden oder Party-Monat sondern ein Teil des fortgesetzten Kampf um gesellschaftliche und politische Akzeptanz, Gleichbehandlung, Anerkennung.
Ein Monat wo man verstärkt auf die Strasse geht, auf sich aufmerksam macht, zeigt das es einen gibt und für Rechte kämpft die eigentlich jeder haben sollte.

Es ist leider auch nicht so, als hätte man es seit 1969 den Kampf geschafft und LGBTQIA+ Personen würden keine Intoleranz, Gewalt, Diskriminierung, Ausgrenzung, Beleidigung, Benachteiligung mehr erfahren.

In den USA gab es allein dieses Jahr mehr als 7 Transfrauen of Color die ermordet wurden (und wo ich es mitbekam) und Videos wie I’m Gay – Eugene Lee Yang zeigen auf das es immer noch schwer ist.
In Deutschland wurde der Paragraph 175 erst 1994 (da war ich 14) abgeschafft und damit Homosexualität offiziell straffrei. Davor hieß es noch „Ah, der ist am 17. Mai geboren“. Die „Ehe für Alle“ gibt es seit 2017, da war ich bereits 37. Es ist erst seit 2018 möglich sich als Intersexuell eintragen zu lassen.

Insofern, es tut sich durchaus etwas, in beiden Ländern, aber es ist noch ein langer Weg bis zur völligen Akzeptanz und Gleichberechtigung. Mitunter auch nur zur Erkenntnis das es bspw. mehr als „Mann“ und Frau“ gibt. Das heißt, das Wissen diesbezüglich muss man sich, in meinem Alter, außerhalb der Schule aneignen.

  • Wir haben aber doch schon July?
    Ah jop, ich war Ende Juni auf der CCXP und die letzte Woche hat mich das Leben etwas mehr als normal beschäftigt. Was den Artikel verzögerte.
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    Nun, und während ich mich durch den Monat inspiriert fühlte, ist mir das Thema auch die restlichen 11 Monate über wichtig.

World of Darkness - Schriftzug in LGBT Farben

Welt der Dunkelheit, White Wolf, Onyx Path & Co

Erstaunlich viele Stimmen stellten auch in Frage, in wie weit mein Handeln im Rahmen der Welt der Dunkelheit, White Wolf, OPP der Autoren und des Settings Sinn ergibt.

Stellt dies nicht offizielles Marketing dar?

Nein. Weder Shelby noch meine Person sind in einem Arbeitsverhältnis bei White Wolf Onyx Path Publishing oder einem der Partner beschäftigt.

Ich bin ein ganz normaler Fans.
Es ist ganz normale Fanart.

Ich kann verstehen, dass man bezüglich Aktionen die wirken als würde einem Unternehmen nur im Juni dämmern das es LGBTQIA+ Personen gibt. Während des Monats versuchen sie dann diese Gruppierungen im kapitalistischen Sinn zu schröpfen und danach arbeiten sie gar wieder gegen sie.
(Forbes: Don’t Let That Rainbow Logo Fool You: These 9 Corporations Donated Millions To Anti-Gay Politicians)

Stimmt Inklusion & Diversität mit den Werten der Macher über ein?

Ja. Inklusion, Diversität stimmt mit den Personen bei White Wolf, Onyx Path Publishing und anderen Lizenznehmern über ein. Sowohl den aktuell Verantwortlichen, als auch mit den mir bekannten früheren Kreativen.

Das heißt, ich bin nahezu alle Kreative angefangen von Mark Rein-Hagen, Stewart und Steve Wieck über Justin Achilli, Rich Thomas, Eddy Webb bis hin zu Martin Ericcson, Karim Muammar, Kenneth Hite (und mehr) persönlich begegnet und habe mit ihnen mehr oder weniger viel gesprochen.
Absolut jedem, mit dem ich gesprochen habe, war wichtig das die Spielerschaft der Welt der Dunkelheit breitgefächert, divers und offen bezüglich LGBTQIA+ ist.

Ein Umstand der daneben existiert, dass die Editionen für Vampire sowohl implizit als durchaus auch explizit, gerade mit der fünften Edition, Aussagen das man sich deutlich links und für Inklusion positioniert.

Hat man sich früher wie heute richtig heftige Fehltritte geleistet?
Ja, definitiv. Die sind aber nicht entstanden weil man damit eine Ideologie zum Ausdruck bringen wollte, sondern es waren deutliche Fehler. Teilweise Ausrutscher der Herkunft „gewollt und nicht gekonnt“. Sie sind dennoch deutlich für LGBTQIA+.

  • Wie sicher bin ich mir, dass es übereinstimmt?
    Neben der persönlichen Einschätzung haben sich sowohl verschiedene Macher (alte, neuer und neue) als auch die Community Mangerin haben sich explizit positiv über meine Artikel geäußert.

Wie sieht es mit den Settings, mit der eigentlichen Welt der Dunkelheit, aus?

Nach meiner Kenntnis des Quellenmaterial, die jenseits von Vampire durchaus sehr ausbaufähig ist, stellt die Diskriminierung von Personen aufgrund ihrer Sexualität oder Geschlechtsidentität kein fundamentales Element der Welt der Dunkelheit dar.

Vampire: Die Maskerade ist ein Spiel über persönlichen Horror. Die Erfahrung zu einem Monster zu werden, zu monströsen Taten gezwungen zu werden und dennoch nicht seine Menschlichkeit zu verlieren.
Werwolf: Die Apokalypse ist ein Spiel über den Horror mit brutalsten Mitteln gegen die Vernichtung des Lebens, gegen das Chaos, für den Fortbestand der Umwelt zu kämpfen, während die korrumpierende Macht schier erdrückend erscheint.
Magus: Die Erleuchtung ist ein Spiel über die Frage wer den allgemeinen Konsens bestimmen kann und darf sowie was man mit der Macht, jenseits der Vernunft, die einem gegeben wurde anfängt.
Wraith: The Oblivion ist ein Spiel über den Horror gestorben zu sein, sich vom Leben nicht lösen zu können und in bizarren, gefährlichen Schattenlanden zu existieren, während ein Teil des eigenen Ego an der Vernichtung des Ichs arbeitet.
Wechselbalg: Der Traum ist ein Spiel über den Umgang mit der eigenen Andersartigkeit und dem Versuch den Glanz der Welt zu bewahren.

Keines der Spiele, ist ein Spiel das sich um den Horror dreht wegen normal menschlicher Aspekte diskriminiert, entrechtet und entmachtet zu werden.
Kann man machen, ist aber nicht gerade Fokus des ganzen.

Man kann argumentieren das Werwolf: Die Apokalypse wegen des Fokus auf die Generierung neuer Werwölfe einen Breeder-Fokus haben müsste. Ich würde dahingehend jedoch argumentieren das bisher noch keine Runde oder Diskussion die ich beobachte einen Fokus darauf hatte, oder dass es als ernsthaftes, allgemeines Argument  aufgekommen wäre.
Ich kann mich an einprägsame Schilderungen erinnern das sowohl Werwolf als auch Wechselbalg als Personen auf dem LGBTQIA+ Spektrum als Spiele wahrgenommen wurden bzw. werden, welche Themen diesbezüglich „empowering“ für die Spieler thematisieren.

Das Setting bei Vampire: Die Maskerade

Der Vampir im allgemeinen ist ein eher sexualisiertes Monster. Es gibt sexualisiertere Monster, wie beispielweise Succubi und Incubi, allerdings spielen Vampire schon eher oben mit.

Vampire und Betten, Carmilla, Nosferatu (Murnau), Bela Lugosi, Tod aber Glücklich, Twilight
Vampire & Bett:
Camilla, Nosferatu (Murnau), Bela Lugosi, Tod aber Glücklich, Twilight

Von Camilla über Tod aber Glücklich bis Twilight suchen Vampire Frauen oder Personen in Betten heim, um etwas zu tun was sich nicht geziemt. Man mag argumentieren das es bei Edward nur Hausfriedensbruch war, allerdings kann man gerade die älteren Vampir-Geschichten durchaus als Metapher für, häufig von der „Norm“ abweichende, Sexualität lesen.

Vampire: Die Maskerade steht dahingehend in der Tradition von eher romantischen Vampiren in der Tradition von Anne Rice. Die wiederum mit dem erschaffen nicht alle menschlichen Eigenschaften ablegen, sondern im Fall von Louie und Lestat zusammen leben und eine Vampir-Familie gründen. Wobei Lestat in einer der ersten Szenen des eigentlichen Interview einer Frau in die üppige Brust beißt.

Mit der Vampir-Werdung in Maskerade verliert man in der Regel nicht seine Geschlechtsmerkmale wie die Vampire in The Stain und man verliert auch zunächst nicht seine Sexualität. Die Ausübung von Sex bereitet einem keinen Orgasmus mehr, allerdings kann man sich an die Lebzeiten erinnern. Ebenso wird der Biss von Vampiren als ekstatisch beschrieben, was dazu führt das Sex und Biss mitunter kombiniert werden. True Blood schuf dafür mit „Fangbanger“, sowie anschaulichen Demonstrationen, einen eigenen Begriff und Bildsprache, die jegliche Subtilität beseitigt.

Jetzt kann man argumentieren, dass es deswegen bei Maskerade nicht so sein muss.
Dahingehend bietet White Wolf, in den alten Büchern, Pfade die nahelegen sexuellen Verkehr zu pflegen, mindestens zwei Eröffnungsgeschichten die Sex thematisieren, die Information das Vampire ggf. mit Fellatio Guhle erschaffen, Sex in den Clansromanen, Bücher in denen Dildos prominente Illustration erfahren, Metaplot-Szenen in dem ältere Vampire andere mit ihrem Gemächt bewerfen, und für solche die immer noch zweifeln Eternal Hearts. Ein Roman in dem es im Kern darum geht das Vampire Sex haben. (Auf teilweise echt widerliche Art und Weisen, kann man lesen, aber ich mag warnen)

Kurz:
Der normale Vampir in Vampire: Die Maskerade hat eine Geschlechtsidentität und mitunter durchaus auch mal Sex. Wahrscheinlich nahezu alle Neonaten, viele Ancilla und wohl auch ein beachtlicher Teil der Ahnen.

  • Stehen Elemente, wie die Giovanni, nicht LGBTQIA+ entgegen?
    Meines Erachtens nicht.
    Natürlich haben die Giovanni als wortwörtliche Vampir-Familie ein Interesse an Nachwuchs.
    Wobei ich dahingehend argumentieren würde, dass die Großfamilie, das heißt 7 und mehr Kinder zu haben, hinreichend viel gefördert wird als das einzelne Personen die weniger oder keine Kinder haben aufgefangen werden.
    Ferner sehe ich daher auch die Giovanni als geeignet an um verschiedene Familienkonzepte auszuprobieren. Das heißt, Großfamilie, Nukleare Familie, Patchwork-Familie, Familienkulte, Kommunen und derglechen mehr.
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    Daneben sind die Giovanni dem Quellenmaterial nach sehr tolerant gegenüber Dingen wie Nekrophilie, Inzest und das Wissen das man per Fellatio guhlen kann, kommt aus einem der Clansbücher. Da sollte alles weitere nicht wirklich ein Problem sein, es ist Familie und Familie das einzige was zählt.
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    Daneben mag das Clansbuch Revised aus der Perspektive des Muster-Klischee eines Jersey Shore Gangster mit italienischen Wurzeln geschrieben worden sein. Aber selbst der hebt hervor das man Verwandte nicht wegen ihrer Geschlechtsidentität anmachen sollte; gerade vampirische Verwandte.
    Giovanni Symbol - LGBT+ - Versuch 4Insofern wage ich die These. Solange man weiter denkt als der erste Reflex, ist LGBTQIA+ Verträglichkeit und V:tM kein Widerspruch.
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  • Meine Vampire haben keinen Sex und keine Geschlechtsidentität!
    Das geht natürlich.
    Damit wären diese Vampire asexuell und non-binary. Das heißt: LGBTQIA+.
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    Schließlich ist der Vampir mit seinem Desinteresse an Sex und dem Verlust der eigenen Geschlechtsidentität immer noch von einer menschlichen Gesellschaft umgeben.
    Diese schafft mit ihren Vorstellungen von Geschlechterrollen und dem Umgang mit Sex einen Rahmen in dem sich der Vampir zur Nahrungsaufnahme bewegen muss.
    Das heißt, Menschen von denen man getrunken hat, nehmen dies mitunter als sexuell war. Ebenso wie sie einen in diese oder jene Schublade stecken können.
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    Natürlich kann man sagen:
    Sophisterei! Ich meine das es keine Rolle spielt!
    Der Vorwurf der Sophisterei stimmt natürlich. Ebenso wie die Aussage das es keine Rolle spielt. Was meines Erachtens der Punkt bei Vampire: Die Maskerade ist. Egal ob man einen nicht-romantischen Vampir or Jeanette Voerman spielt, das Setting kritisiert die Verortung auf der LGBTQIA+ Skala nicht. Zumindest nicht aus sich heraus.
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  • Meine Vampire sind (reine) Monster!
    Das geht natürlich.
    Man kann die Vampire in Maskerade angelehnt an die Vampire in The Strain umsetzen. Vielleicht nicht der ganz alten, aber so auf der Ebene der gewandelten Mutter oder des Schwertknochen-Vampir.
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    Ich würde dahingehend argumentieren, dass The Strain nicht wirklich die Thematisierung von Sexismus oder LGBTQIA+ aufbrachte. Abgesehen von der grausig geschriebenen Story. Die Konflikte drehen sich aber darum das man den Master killen will, oder das die Bande der Inkompetenten alten Vampire eben das sind. Das Manhatten komplett überrannt wird und die Endzeit.
    Nicht darum das XY kein Land sieht weil weiblich, Nicht-Weiß oder der Sexualität.
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  • Ich möchte in meinem Vampire: Die Maskerade Spiel …
    Man kann vieles in seinem Vampire Spiel machen und einbringen oder nicht.
    Das ist alles legitim und so lange einem – sowie der eigenen Gruppe – die Art und Weise zu Spielen liegt, ist es auch gut. Man sollte man hierbei auf Bedürfnisse der Mitspieler*innen Rücksicht nehmen, allerdings sollte man das so ganz allgemein machen und ihr macht das auch schon.
    Ich mag mit diesem Artikel nichts vorgeben, sondern mehr meine Meinung teilen und ein paar Sichtweisen erklären.

Aber… ich hab da dennoch mal Fragen…

Ich nehme grundlegend an, dass der Artikel bis hier hin die Fragen beantwortet und ausreichend Einblick in die Hintergründe gibt. Dennoch kam es zu Reaktionen die mir persönlich unverständlich erscheinen.

Insofern einmal ganz konkret auf Fragen hin:

Diskriminiert die gesellschaftliche wie politische Akzeptanz, Gleichbehandlung, Anerkennung von LGBTQIA+ Personen nicht cis hetero Personen? Werden Personen, welche sich cis hetero verorten damit ausgeschlossen?

Nein!
Wenn man sich als cis hetero zählt man zu dem gesellschaftlichen Standard, der Norm und erfährt deswegen keinen Widerstand. Man kann natürlich negative Erfahrungen machen, jedoch nicht weil man cis hetero ist.

Das heißt, ganz konkret:

  • Man wird nicht angepöbelt, beleidigt, angegriffen, verletzt, ermordet weil man (gar offen) cis hetero ist.
  • Man hat keine schlechteren Berufschancen, es werden einem keine Aufstiegsmöglichkeiten und man riskiert nicht gefeuert zu werden weil man cis hetero ist (und es entdeckt wird).
  • Man wird nicht mit Leuten konfrontiert die einem sagen das man doch weder cis noch hetero ist.
  • Man bekommt nicht gesagt das die eigene Identität als cis hetero nur eine persönliche Fantasterei, eine Einbildung der Moderne oder ein Trend ist.
  • Man hat eine Repräsentation in Rollenspielen, Spielen und Medien wenn man cis hetero ist. Das heißt, es gibt sehr viele cis hetero Charaktere in unterschiedlichsten Formen.
  • Man bekommt nicht gesagt das die cis hetero Charaktere im Rollenspiel das Spiel „politisch“ machen.
  • Man kann seinen Charakter cis hetero sein lassen ohne das einem vorgeworfen wird andere mit der Identität der Figur zu belästigen/sie anderen aufzudrücken.

Das ist auch der Grund, weshalb ein „Straight Pride Month“ eine Scheiß Idee ist.
Man muss nicht noch extra feiern das man cis hetero ist. Man wird deswegen nicht diskriminiert. Man hat quasi das ganze Jahr über „straight pride“.

Weshalb werden LGBTQIA+ Personen explizit inkludiert?

Weil Personen auf dem LGBTQIA+ Spektrum teilweise exkludiert werden.
Exkludiert heißt, dass sie aus der Gesellschaft ausgegrenzt werden, nicht gänzlich akzeptiert sind und mit Problemen aufgrund der Exklusion zu kämpfen haben.
Inkludiert heißt, dass sie in die Gesellschaft einbezogen, integriert und Teil dieser aufgenommen sind, ohne Ausgrenzungen.

Cis hetero Personen müssen nicht explizit inkludiert werden, weil sie die Gesellschaft formen, die eigentlich alle Personen aufnehmen sollte.

Gibt es kein wichtigeres Thema für Rollenspiel?

Meiner persönlichen Meinung nach, gibt es kaum ein wichtigeres Thema als das alle Spieler*innen inkludiert werden, sich wohl fühlen, spielen und beim Rollenspiel ggf. mal sonstige Probleme mit Diskriminierung, fehlender gesellschaftlicher Akzeptanz, hinter sich lassen können. Das, wenn die Erfahrungen eingebaut werden, thematisiert nicht auf allzu reale Vorurteile zurück gefallen wird.

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