Vampire: The Masquerade 5. Edition – Die Eindrücke

Zum Autor: Imunar ist ein Nerd mit vielen Hobbies, wovon Rollenspiel wohl eines seiner Aktivsten ist.
Auch wenn er seine meisten Erfahrungspunkte erst in den letzten fünf Jahren sammelte, so waren die Jahre davor immer wieder geprägt von Rollenspielen, vor allem jene die interessante Hintergründe und Welten bieten in die man stundenlang versinken kann.
Zu seinem Interesse an der World of Darkness Rollenspielwelt gehört das ebenso dort angesiedelte Kartenspiel: Vampire: The Eternal Struggle (ehemals Jyhad)

Disclaimer: Die Rezension basiert auf einem Vorab-PDF, das dem World of Darkness News Blog zum Zweck der Besprechung kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Der Eindruck bezieht sich daher auch auf das PDF, nicht das fertige Buch. Da das Rezi-Exemplar englisch ist, verwende ich teilweise englische Begriffe.

Meine Geschichte mit Vampire: The Masquerade geht gerademal zurück in die 00er Jahre, als ich das erste Mal mit dem Thema Rollenspiel in Kontakt traf.
Zwar spielten wir in meiner Gruppe eher Fantasy, doch hatten meine Mitspieler sowohl Werewolf: The Apokalypse und Vampire: The Masquerade (2te Edition). Regelwerke die mich ewig in den Bann zogen und welche immer wieder in die Hand nahm und mir für längere Zeit ausleihen musste – Unwissend dass Gehenna und die neue World of Darkness gerade auf dem Weg waren.

Als dann bekannt wurde, dass jetzt nach der V20 (dem Best-Off) eine komplett neue, moderne, fünfte Edition zu Vampire: The Masquerade erscheinen wird, war ich wieder diesem Fieber wie vor ~13 Jahren verfallen und bemühte mich um ein Review Exemplar.

Das Äußere

Wenn man Free League (Tales from the Loop, Mutant: Year Zero, Coriolis) kennt und weiß, dass diese für das Layout zuständig sind, dann weiß man was man bekommt:
Ein sehr sehr hübsches Buch.
Anders als die alten Versionen von Vampire, wird hier knallhart der alte Lack abgeschliffen, angeraut und neu angestrichen. Nahezu nichts erinnert mehr an die alten Bücher mit ihren markanten 90er Jahre S/W Zeichnungen oder dem Mischmasch der V20.

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Eines der Artworks die ich vom Stil her für das Buch unpassend empfand

Es geht komplett neue Wege, so finden sich deutlich mehr, teils verfremdete, Fotografien und hochauflösende digitale Zeichnungen. Hier wurde aus allen Quellen geschöpft:

Konzeptzeichnungen aus dem, mittlerweile eingestellten, MMO Spiel von CCP, Zeichnungen welche schon aus den Mobile Games bekannt sind und weitere
Im Ganzen wirkt es sehr erfrischen.

Zugegeben, einige Zeichnungen finde ich persönlich sehr unpassend. Gerade einige die ich aus dem Vampire Prelude: We Eat Blood and All Our Friends Are Dead Mobile Game wiedererkannte, passten Großteiles irgendwie nichts ins Gesamtbild. Aber auch einige der Model-Konzeptzeichnungen trafen nicht gerade meinen Stil und mögen maximal im Elysium tragbar sein.

Die Fotografien hingegen sind eine wahrhaftige Bereicherung.

Clan Ventrue - V5
Eines der vielen wie ich finde ästhetischen und künstlerischen Fotografien

Aufbau und Inhalt

Das Buch beginnt mit einer Handvoll Dokumenten aus der Spielwelt:
Ein Brief von Mina Harker, jene die die alten Bücher und deren erstes Kapitel kennen, werden sie sofort erkennen, an ihren jungen Abkömmling,
Transkripte von Gesprächen zwischen Vampiren,
Berichte der Behörden die ihre Erkenntnisse über das Übernatürliche darstellen.
Ich möchte hier einmal anmerken wie großartig, die Dokumente auf dem Tisch abgelegt sind und man Teile von alten oder noch kommenden Texten wiedererkennt.

Es folgt der übliche Aufbau der meisten Rollenspielbücher:
Ein Überblick über die Welt, was ist Rollenspiel und ein kurzes Beispiel einer Sitzung.

Bereits nach diesem obligatorischen Kapitel, springt man direkt in die Spielwelt.
Es gibt einen groben Überblick über die Welt der Vampire, deren Geschichte, Strukturen und das wohlbekannte Lexikon der Begrifflichkeiten der World of Darkness.
Das ist für einen Neuling, bis hierhin eine ganze Menge Input und ohne das Lexikon wird es schwer sich vorher bereits zurecht zu finden.

Weiter geht es einer Übersicht der Clans und hier ähnelt es wieder sehr an die 2nd Edition:

V5_PressKit_Clan_Malkavian
Clan Malkavian

Es sind nur 7 der 13 Clans vertreten, mit einem kurzen Hintergrundanteil, ein paar Archetypen und welche Disziplinen (Unmenschliche Fähigkeiten) sie nutzen sowie ihre Clansschwäche.

Zu diesen sieben großen Clans gesellen sich dann noch die Caitiff (Clanlose Vampire, oder jene die keinem Clan zugeordnet werden können) und die Thin-Blooded (Dünnblütige Vampire, welche mehr Mensch als Vampir sind)
Diese beiden Ergänzungen, bieten eine komplett neue Art zu spielen: Survival.

Nach der Vorstellung der Clans (und Clanlosen) geht es ans Eingemachte:

Die Regeln

Diese werden einem auf gerade einmal 15 großzügig gelayouteten Seiten inklusive Beispielwürfe präsentiert.
Das ist überraschend wenig und zeigt, wie sie sich Gedanken gemacht haben, um das System nicht übermäßig kompliziert und deutlich moderner zu gestalten.

Nachdem wir das Regelsystem kennen…

Es bleibt bei einem Pool aus W10, (meist Attribut und Fertigkeit) allerdings gegen einen festen Wert von 6 und es wird eine Anzahl an Erfolgen als Schwierigkeit angesetzt.
Bei vergleichenden Würfen gewinnt jener der Teilnehmer, welcher mehr Erfolge hatte und die Differenz zwischen beiden bestimmt das Ergebnis.

…Dürfen wir unseren Spielercharakter erstellen.

Clan Nosferatu - V5 Presskit
Clan Nosferatu

Hierzu werden in den nächsten Kapiteln, Attribute, Fertigkeiten (Skills), Vorzüge und Schwächen (Merits und Flaws), Jäger Typus, sowie das neue Hunger, Glaubens-,  Menschlichkeits- und Blutprinzip dargestellt.

Hier verstecken sich noch einmal einige Regeln und Mechaniken. Unter anderen solche, die es so zuvor noch nie in Vampire gab.

So auch das oben genannte neue Hungersystem, in dem in dem oben genannten Würfelpool normale durch Hungerwürfel ausgetauscht werden, welche das Ergebnis eines Wurfes verändern können.
So können aus Erfolgen auf einmal chaotische Erfolge oder gar aus Misserfolgen chaotische Misserfolge werden. Dafür muss man keinen Blutvorrat mehr verwalten, sondern mit jedem Einsatz von Blut, steigt die Chance auf mehr Hunger und mit mehr Hunger steigen die Chancen auf chaotische Würfelergebnisse.
Dieses sowie das neue Touchstone und Humanity System erleichtern einem das Spielen und rückt den ewigen Kampf zwischen Mensch und Monster wieder näher in den Vordergrund zurück.

Die letzten Kapitel richten sich mehr an den Spielleiter und bringt mit erweiterten System, wie etwa das eher klassische Kampfsystem mit Initiative, das von mir sehr geliebte Gefallen-Handel-System sowie auch ganz neue Mechaniken die nach Belieben mit in eine Chronik (Kampagne) eingebaut werden können.
Dazu gibt es Hilfestellungen für den Aufbau von Städten, deren Vampiren und dem Planen einer Chronik.

Zu guter Letzt gibt es ein paar Antagonisten, einen Index und die ebenfalls neuen
Loresheets, das sind kleine Hintergrundschnipsel, die es einem Spieler erlauben ihren Charakter mit dem weitverzweigten Hintergrund der World of Darkness zu verbinden.

Abschließendes Fazit

Uff das neue Regelwerk bleibt ein dicker Batzen.
Mit über 400 Seiten fällt es nicht unter jene Bücher die man mal eben schnell durchlesen kann. Und doch bin ich freudig erregt darauf, das Buch dann in seiner finalen Form in den Händen zu halten. Es ist so wunderschön, es liest sich deutlich angenehmer als die etwas trockenen Vorgänger und am Ende kann ich sagen:

Vampire: Die Maskerade - Logo der Spiellinie

Ja es ist Vampire: The Masquerade.
Ja es ist die World of Darkness.
und vor allem:
Ja es ist anders!

Es ist schneller, eingängiger, weniger aufwändig zu verwalten als vorherige Editionen.
Die neuen Ansätze die man aus den sogenannten „modernen“ und „indie“ Spielen Übernommen haben wissen auf dem Papier zu gefallen.
Vor allem aber die neue Hunger Mechanik, welche mir schon der Alpha gefiel, wirkt nun wirklich komplett sinnvoll, vor allem in Verbindung mit der neuen Methode Blut und Disziplinen einzusetzen.

Wo wir auch gerade bei Disziplinen sind: Hier ist meine größte Sorge.
Die neuen Disziplinen wirken alle recht durchdacht und ausgewogen,
doch einige der dort auftauchenden Amalgam Disziplinen (Jene die eine Abhängig zu einer anderen Disziplin haben) weisen Verbindungen zu Disziplinen anderer Blutlinien und Clans auf:
So ist Dementation auf einmal eine Amalgam Kraft und Teile von Serpentis tauchen bei der Blutmagie auf. Dies sind Elemente denen ich wohl nachweinen würde.
Doch dazu ist es zu früh:
Noch ist nichts bekannt wie es mit den Blutlinie und den Unabhängigen weiter geht.

So lange bietet einem das neue Grundregelwerk alles was das Vampire Herz höher schlagen lässt.
Es wird einem ein großer Spielplatz geboten für Anarachen und Camarilla Chroniken in einer Welt in der die Menschheit weniger Zuchtvieh sind als es den Vampiren lieb ist.

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